Guëten Dag!

Liebe Heimatfreunde!

Herzlich begrüßen wir Sie auf unserem Internet-Auftritt. Wir freuen uns, dass Sie sich für den Heimatverein Oelde interessieren. Hier geht es um unsere Heimatstadt Oelde, wie sie die Zeit im Laufe der Jahrhunderte geprägt hat. Haus Geist, in der Kopfzeile zu sehen, ist eng mit der Entwicklung Oeldes verbunden. Das Bild darunter in Schwarzweiß zeigt die Johanneskirche mit Turmspitze um 1850; das rechte Foto präsentiert das Oelder Wahrzeichen von 1869, immer noch ohne Helm. Unsere Homepage ist stets im Aufbau, wird ergänzt. Wenn Sie Anregungen haben, lassen Sie es uns wissen.                 Freundlich grüßt der Vorstand

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Der St.-Johannes-Turm - Das Oelder Wahrzeichen.
Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. Victor Hugo

    Ein Hinweis vorweg: Das neue Musikprogramm des Oelder Heimatvereins liegt
vor; es findet sich auf der Seite Termine – 
bitte klicken!

Die Konzertreihe des Heimatvereins Oelde e.V. wird in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis der Letter Deele, dem Kapellenverein Möhler, dem Förderverein Kirchenmusik St. Lambertus Stromberg e.V., dem Hofgut Erdland und der Kulturdirektion Dr. Löher angeboten und veranstaltet.

Vorweg ein Rätsel. Haus Geist, das in den Jahren 1560 bis 1568 von Laurenz von Brachum und seinen Söhnen aus Wesel als Wasserschloss entstanden ist, hat auf Oelde immer eine besondere Anziehungskraft ausgeübt. Von Ludolf von Oer sowie über das Stifterpaar Jasper von Oer und Anna von Hörde, dem Jesuiten Moritz von Büren bis hin zu zwei deutschen Bundespräsidenten haben bedeutende Persönlichkeiten von hier aus gewirkt. –

Zu zwei der genannten Personen passen im weiteren Sinne die vier Hieroglyphen, die rechts zu sehen sind. –
Dazu nun zwei Fragen: 1) Um welche Zahl handelt es sich? 2) In Stein eingemeißelt ist die Zahl auf dem wohl bedeutendsten Oelder Kunstwerk angebracht. Um welche Schöpfung handelt es sich? 

Anno domini (im Jahr des Herrn) - Um welche Zahl handelt es sich?

Die Antwort dazu findet sich irgendwo auf diesem Internet-Auftritt des Oelder Heimatvereins, wobei das Kapitel nicht überlesen werden sollte. 

Das Oelder Wappen

Ein Turm ohne Helm als Wahrzeichen - Das ist Spitze!

Zu dieser Seite: Oben ist eine interessante Gravur zu sehen. Sie ist die einzige Skizze, auf der sich die Oelder Johanneskirche vor 1863 zu erkennen gibt. Interessant ist insbesondere der frühere Kirchturm mit seiner markanten Kirchturmspitze.   Als Dankeschön für seine Bemühungen um das Oelder Amtsgericht hatte die Oelder Bürgerschaft (30 Spender) dem Gerichtsdirektor Carl Volmer 1849 einen Ehrenteller geschenkt. Darauf erscheint die oben abgebildeten Gravur. In wessen Besitz sich das wertvolle Präsent heute befindet, ist nicht bekannt. Zwischen 1863 und 1869 wurde die Johanneskirche verlängert und ein neuer Turm ohne Helm errichtet. Er ist inzwischen das Wahrzeichen der Stadt.

Das Bild nimmt die Stadt von Süden aus in den Blick, zeigt vorne den Mühlenteich und Kramers alte Wassermühle und rechts dahinter das Gerichtsgebäude.  Oben rechts reckt sich der „neue“, zwischen 1863 und 1869 von Münsters Dombaumeister Emil von Manger erbaute Johannes-Kirchturmes zum Himmel hin. Seine Besonderheit ist die fehlende Turmspitze.  

Links neben diesem Text zu sehen ist das Oelder Wappen (oben), darunter ein Lampion, wie er dem Oelder Pfingstenkranz oft als Abschluss aufgesetzt wird. Bald steht das Pfingstenkranzfest wieder an, deshalb wird der Brauch auf dieser Seite eingehender dargestellt. 

Könnte der Pfingstenkranz Immaterielles Kulturerbe werden?

Zahlreiche Traditionen zählen zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit aus aller Welt, die die UNESCO in eine entsprechende Liste aufgenommen hat. Ausschlaggebend für die Erhaltung Immateriellen Kulturerbes ist, dass Menschen ihre Traditionen und Werte, ihr Wissen und Können von Generation zu Generation aktiv weitergeben. 

Im Oelder Stadtrat ist angeregt worden, auch das Oelder Pfingstenkranz-Brauchtum in diese Liste aufzunehmen. Es ist vom Termin her heutzutage einmalig. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass fast das gleiche Brauchtum in Orten des Münsterlandes nicht wie in Oelde zu Pfingsten, sondern zu Lamberti am 18. September um den Herbstbeginn herum gepflegt wird.

Es geht los! Wir öffnen jetzt das Taubenhaus am Pfingstenkranz.

Seit wann es den Pfingstenkranz in Oelde gibt, ist unbekannt. Pfingsten, der Termin dieses Oelder Brauchtums ist das Rätsel; die „Zutaten“ in Form von Liedern, Spielen, Tänzen und Lichtern sind größtenteils wie beim Lambertifest in Münster bekannt. Volkskundler haben herausgefunden, dass ein erster Bericht über den Lambertibrauch in das Jahr 1781 datiert. Es war damals besonders in den Kreisen der Mägde und Arbeitergesellen sehr beliebt und stellte in Münster einen Höhepunkt im Wechsel der Jahreszeiten dar. Rund um eine mit Grün geschmückte Pyramide, die in Oelde Pfingstenkranz heißt, fand bis spät in die Nacht der Trubel statt.

Erklärungsversuche über den Ursprung des Lamberti-Lichterfestes in Münster gibt es mehrere: Zum einen ist an das Patronatsfest des heiligen Lambert, Bischof von Maastricht und Patron von Münsters Stadt- und Marktkirche St. Lamberti, zu denken. Sein Festtag ist im Bistum Münster der 18. September, der Höhe- und Schlusspunkt der abendlichen Treffen auf den Straßen, in den Höfen oder auf Plätzen der Stadt Münster. Dennoch hat die Lustbarkeit offensichtlich keinen religiösen Hintergrund. Wahrscheinlich war es ursprünglich eine Feier im bäuerlichen Umfeld zu Beginn der dunklen Jahreszeit, denn Mitte September, damit in zeitlicher Nähe zum Patronatsfest der Lambertikirche, wurde die Arbeitszeit in Münster um eineinhalb Stunden verkürzt.

Die älteste bislang bekannte Beschreibung des Oelder Pfingstenkranz-Brauchtums stammt aus dem Jahr 1908. Jacob Bäcker, Gründungsmitglied des Heimatvereins und Amtsobersekretär, hat den Pfingstenkranz-Brauch (in „Oelder Deutsch“ auch Pingstenkranz ohne „f“ geschrieben), in jungen Jahren protokolliert. Sein Aufsatz (aus „Zeitschrift des Vereins für rheinische und westfälische Volkskunde“ – 5. Jahrgang) lässt darauf schließen, dass der Autor den Brauch kannte und erlebt hat, aber offensichtlich um seinen Ursprung nicht wusste. Pfarrchronik und die „Glocke“ schweigen bis dahin über den Pfingstenkranz.

Jacob Bäcker schreibt 1908: „Ein alter und eigenartiger Volksbrauch ist der Pingstenkranz (Pfingstreigen, Pfingstenkranz), der an den beiden Pfingstfeiertagen alljährlich in dem Land-städtchen Oelde im Kreise Beckum wiederholt wird, und der sich in der weiteren Umgebung von Oelde nicht vorfindet.

Bereits 4 Wochen vor Pfingsten beginnen die Buben mit dem Einsammeln des Pfingsten-kranzpfennigs, indem sie die Straßenpassanten mit den Worten: ‘Onkel (oder Tante) giff mie en Penning för den Pingstenkranz’ um eine Gabe bitten. Die Verwaltung des gesammelten Geldes übernimmt ein älterer Knabe. Mit dem Erlöse werden die durch Schmückung des Pingstenkranzes entstehenden Kosten gedeckt. 

Dieser besteht aus drei etwa 1½ m langen Holzstangen, die pyramidenförmig zusammengestellt und mit grünem Laub, Blumen und bunten Fähnchen geschmückt werden. Nachdem der Pingstenkranz am Tage vor Pfingsten auf vorstehende Art fertiggestellt ist, wird er am Nachmittage des 1. Pfingsttages, an dazu bestimmten Stellen der Stadt, mitten auf der Straße, aufgestellt.

Nach Schluss des Nachmittags-Gottesdienstes beginnen die Kinder um den Pingstenkranz den Reigen aufzuführen und singen hierbei die weiter unten folgenden Lieder; auch werden abwechselnd Kirchenlieder (besonders Pfingst- und Osterlieder) und allgemein bekannte Volkslieder gesungen. 

Abwechselung bringt sodann das sogenannte ‚Kraup Fössken’. Bei Anstimmung des Liedes: ‚Kraup Fössken düer den Tann’ usw. löst sich der Reigen auf, bildet eine lange Kette und durchzieht dann mehrere Strassen der Stadt, um schliesslich zum Pingstenkranz zurückzukehren. Sobald nun diese Kette sich in Bewegung setzt, fassen sich die beiden an der Spitze befindlichen Kinder – meist Knaben – an der Hand, bilden, indem sie die Arme hochhalten, einen Bogen, wodurch dann die Kinderschar zieht und zwar der Schluss der Kette zuerst. Dies wiederholt sich, bis der Zug wieder beim Pingstenkranz angelangt ist. 

Kommt der Zug am Hause eines Schneiders vorbei, dann wird, an Stelle des sich sonst immer wiederholenden ‚Kraup Fössken düer den Tann’, das Lied: ‚Schneider . . . (folgt Name) wull wuol näggen’ usw. gesungen.

Pfingstenkranz an St. Joseph.

Kehrt der Zug zum Pingstenkranz zurück, dann beginnt wieder die Aufführung des Reigens. Beim Eintritt der Dunkelheit werden am Pingstenkranz Fackeln befestigt und angezündet. Die Kinder verschwinden meist, an ihre Stelle treten ältere Knaben und Mädchen; ie führen dasselbe auf, wie die Kinder. In frühe-

rer Zeit wurde der Pingstenkranz bis tief in die Nacht hinein ausgedehnt; seit mehreren Jahren wird er jedoch, auf Einwirkung der Polizei, schon bei Beginn der Dunkelheit beendet. Infolgedessen hat auch das Interesse für den Pingstenkranz, namentlich bei der älteren Jugend, bedeutend nachgelassen.“

Und wenn de Buer ne Meerske hat, dann kriegt er auch ein Kind.

Jacob Bäcker hat zudem die Lieder aufgelistet, die am Pfingstenkranz gesungen werden und seinerzeit auch gesungen wurden. Nachstehend folgen alle zehn Lieder, wie sie der Chronist im Jahr 1908 aufgeschrieben  hat: 

„I. 1.    O Buer, wat kost ju Hai?
    O Buer, wat kost ju Hai?
    O Buer, wat kost ju Kirmeshai?
Et gait so viel für Kirmeshai.
O Buer, wat kost ju Hai?
2.    Min Hai dat kost en Kron,
Min Hai dat kost en Kron,
Min Hai dat kost en Kirmeskron,
Et gait so viel für Kirmeskron,
Min Hai dat kost en Kron.
3.    Ju Hai is viel to düer, usw.
4.    Min Hai is nicht to düer, usw.
5.    Nu giff dem Buer ne Frau, usw.
6.    Dat is mine laive Frau, usw.
7.    Nu giff dem Buer en Kind,

8.    Dat is min laiwe Kind, usw.
9.    Nu giff dem Buer ne Magd, usw.
10.    Dat is min laiwe Magd, usw.
11.    Nu giff dem Buer’n Knecht…
12.    Dat is min laiwe Knecht, usw.
13.    Nu giff dem Buer en Schub!

Es wiederholt sich Zeile 1 in den Strophen 3 bis 13 in derselben Weise, wie in den Strophen 1 und 2 ausgeführt.
Bei Anstimmung des vorstehenden Liedes tritt ein größerer Knabe aus dem Reigen und nimmt in der Mitte desselben, beim Pingstenkranz, Aufstellung. Er stellt den „Buer“ dar und gibt die aus Strophe 2, 4 usw. sich ergebenden Erwiderungen. Bei Strophe 6, 8 usf. bezeichnet er jedesmal gleichzeitig diejenigen Personen, die als Frau, Kind usw. fungieren sollen; diese treten in die Mitte des Kreises. Bei Strophe 13 wird der „Buer“ aus dem Kreise getrieben

II. – 1. O Bauer, hast du Geld? / O Bauer, hast du Geld? / O Bauer, hast du Kirmes-Geld? / Kirmes-, Kirmes-, Kirmes-Geld? / O Bauer, hast du Geld? / 2. So nehme dir ein Weib, / So nehme dir ein Weib, / So nehme dir ein Kirmes-Weib, / Kirmes-, Kirmes-, Kirmes-Weib, / So nehme dir ein Weib. / 3. So setzt euch auf die Erd, usw. / 4. So prügel‘ du dein Weib, usw. / 5. Steht auf von der Erd‘, usw. / 6. Marschiert euch aus dem Kreis, usw. / Die Handlung hierbei ist ähnlich, wie beim Liede Nr. I und ergibt sich aus dem Text.

III. – Kraup Fössken düer den Taun, / Ick sin schwatt un du bis braun. / Jagen wir das Häslein wohl düer den Taun. / Häslein jagen wollen wir. / Kraup Fössken düer den Taun. 

IV. – Schneider (folgt Name) wull wuol näggen, / Aone Naot, aone Staot, aone enen Finger-hot. / Der Schneider und die Laus, / Die bauten sich ein Haus, / Da nahm die Laus wohl über-hand, / Und warf den Schneider an die Wand.

V. – 1. Guter Freund, ich frage dir. Dieses ursprünglich jüdische Kinderlied ist so interessant, dass es eine ausführliche Beschreibung verdient; siehe unten.

VI. – 1. Ich bin die Frau von Toren, / Zum Spielen auserkoren. / Bedienen sollst du mich, bedienen. / 2. Ihre Gnaden aufzuwarten, / Wir dürfen spielen Karten. / Ihre Gnaden zu bedienen, / Sind wir vor ihr erschienen, erschienen. / Beim Beginn dieses Liedes tritt ein Mädchen in den Kreis, bezeichnet beim 3. Vers der 1. Strophe – welche von ihm allein gesungen wird – diejenige Person, die sich zu ihm zu begeben hat. Diese singt darauf Strophe 2 als Erwiderung. Es wiederholt sich dieses Spiel so lange, bis der Reigen sich aufgelöst hat.

VII. – 1. Alles, was auf Erden schwebet, / Ist die Taub‘ das schönste Tier. / Tauben, das sind schöne Tiere, / Tauben die gefallen mir, / Tauben die gefallen, Tauben die gefallen, die gefallen mir.

O Bauer, hast du Geld?

 
2. Morgens früh um halber achte, / Steh‘ ich von mein Bettchen auf, / Um zu sehen, was Tauben machen, / Ob sie schlafen oder wachen, / Ob sie noch am Leben, ob sie noch am Leben, noch am Leben sind. / 3. Morgens dann um halber zehne / Fliegen sie nach Nahrung aus. / 0, dann wird mir angst und wehe, / Wenn ich keine Tauben sehe, / Wenn ich keine Tauben, wenn ich keine Tauben, keine Tauben seh‘. / 4. Abends spät, dann kommen sie wieder, / Fremde haben sie mitgebracht. / 0, dann kehren sie bei mir ein, / Dass sie möchten sicher sein, / Dass sie möchten sicher, dass sie möchten sicher, vor den Raubvögeln sein.

Dat is mine laive Frau!
Schönhannchen in der Mühle...
Komm mit mir auf mein Schloss.


VIII. – Wir öffnen jetzt das Taubenhaus, / Die Tauben sie fliegen so froh heraus, / Sie fliegen auf das grüne Feld, / Wo es ihnen gar so gut gefällt. / Jetzt kehren sie ein, zur süssen Ruh‘, / Jetzt schliessen wir wieder das Häuschen zu.
Bei diesem Spiele nehmen die kleinen Kinder (Tauben) in der Mitte des Reigens Aufstellung. Die grösseren Kinder führen den Reigen auf und singen hierbei das vorstehende Lied. Bei Vers 2 nimmt der Reigen eine grössere Ausdehnung an und schlüpfen die kleinen Kinder unter den Armen der grösseren her aus dem Kreise. Beim 5. Vers kehren sie auf demselben Wege zurück und schliesst sich dann‘ der Reigen wieder fester zusammen. Dieses Spiel wird mehrmals wiederholt.

IX. – Grüne Seide war so schön, / Darum spann man sieben Jahr‘. / Sieben Jahr‘ gesponnen, / Dreht sich Fräulein (Herr) … (folgt Name) um. / Fräulein (Herr) hat sich umgedreht. / Das hat sie (er) wohl von mir gelernt. / Kurante, Kutante, Kurik.
Bei Zeile 4 dieses Liedes dreht sich die genannte Person um. Dieses wiederholt sich, bis der ganze Reigen eine umgekehrte Stellung eingenommen hat.

X. – Beim fröhlichen Spielen, beim lustigen Sinn, / Wenn’s einer verschwiegen, kommt’s andern in Sinn. / So musst du erraten, erraten, wer’s ist. / Freundin (Freund), du hast falsch geraten, / Komm‘ verbessere deinen Schaden, / Komm‘ und rat‘ zum zweitenmal.
Dies wird wiederholt, bis richtig geraten ist; dann wird folgendes gesungen: / Freundin (Freund), du hast recht geraten, / Komm‘, marschier‘ dich aus dem Kreis. / Eine Person begibt sich beim vorstehenden Liede in den Kreis; ihr werden dann die Augen zugebunden. Eine andere stellt sich hinter ihr auf und muss erraten, wer hinter ihr steht (Blindekuh).“

Einige Lieder, die gern gesungen werden, hat Jacob Bäcker 1908 nicht aufgeführt, darunter diese: Schönhannchen in der Mühle … / sowie / Und wer im Januar geboren ist…

XI. – Schönhannchen in der Mühle, / Saß eines Abends kühle / An ihrem Rad und spann. / 2.) Kaum war sie angefangen, / Da kam ein Herr gegangen; / Ein Ritter jung und schön. / 3.) Ach, Mädchen, hast du Eltern? / Ach, nein ich habe keine! / Komm‘ mit mir auf mein Schloss! / 4.) Als Fürstin sollst du leben, / In Samt und Seide schweben, / Mit Gold und Edelsteinen / sollst du bekleidet sein.
Ein schönes Mädchen sitzt oder kniet im Kreis und dreht das Spinnrad oder deutet die Tätigkeit an. Ein junger Mann überrascht das Waisenkind Hannchen dabei und nimmt sich seiner an. Die  beiden fassen sich ans Händchen, heben ihre Hände und lassen den Kreis drunter her laufen. Wenn sie die Hände vor einem Mädchen fallen lassen, ist dieses das nächste Schönhannchen.

XII. – Und wer im Januar geboren ist, / tritt ein, tritt ein, tritt ein. / Der mache im Kreis einen tiefen Knicks, / recht tief, recht tief, recht tief. / Mädel dreh dich, Mädel dreh, Mädel hopsasasa; / Mädel dreh dich, Mädel dreh, Mädel hopsasasa.
Das Lied wird so lange gesungen, bis das komplette Jahr mit all seinen zwölf Abschnitten genannt wurde und jeder weiß, wer in welchem Monat Geburtstag hat.

Entstanden aus einem jüdischen Liedchen zum Passahfest

„Eins, wer weiß es?“ ist ein altes jüdisches Kinderlied zum Passahfest. Daraus entstand "Guter Freund", das am Pfingstenkranz gesungen wird.

Guter Freund, ich frage dir – ein ursprünglich jüdisches Lied – verdient es, ausführlicher erklärt zu werden. „Eins, wer weiß es?“ ist ein altes jüdisches Kinderlied zum Passahfest. So beginnt es: „Eins, wer weiß es? / Eins, ich weiß es! / Eins ist unser Gott im Himmel und auf Erden.“
Alsdann wird in weiteren Strophen jüdisches Leben und Wissen abgefragt. Nach diesem Vorbild dürfte unser Lied „Guter Freund, ich frage dir“ entstanden sein. Weil der Westfale im Plattdeutschen mit Dativ (Wemfall) und Akkusativ (Wenfall) nicht gerade zimperlich umgeht, fragt er eben nach dir und liegt damit sogar nahe bei Goethe, der in seinem „Faust“ den in der rötlichen Flamme erscheinenden Geist ebenfalls im damals üblichen Dativ fragen lässt: „Wer ruft mir?“ Oder etwas wissenschaftlicher formuliert: „Der vom Verb (in diesem Fall „fragen“) abhängige Casus (Fall) hat sich im Hochdeutschen seit Goethes Zeiten bis heute vom Dativ (mir/dir) zum Akkusativ (mich/dich) verändert.“

Unser Guter-Freund-Lied ist ein Ratespiel zwischen dem guten und dem besten Freund, dem jeweils der Chor der Kinder in althergebrachter Manier einer Christenlehre die Antwort gibt. Zwiegesang: „Guter Freund, ich frage dir! / Bester Freund, was frägst du mir? / Sag mal, was ist eine!“ Chor: „Einmal eins ist Gott allein, der da lebt, der da schwebt im Himmel und auf Erden.“ Die erste Strophe des christlichen Liedes stimmt also mit der ersten Strophe des jüdischen Liedes überein.

So geht es weiter: Zwei Tafeln Moses (jüdisch und christlich: die Bundestafeln). Drei Patriar-chen (jüdisch und christlich: die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob). Vier Evangelisten (christlich: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes; jüdisch: die Mütter Sara, Rebekka, Rahel und Lea). Fünf Gebote der (katholischen) Kirche (Wer kennt sie noch? siehe Gotteslob 29,7) – Jüdisch: die Bücher des Moses mit Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomium). Sechs Krüge mit rotem Wein schenkt der Herr zu Kana ein (christlich; jüdisch: Ordnungen der Mischna. Die  Mischna, eingeteilt in sechs ‚Ordnungen‘, ist die erste größere Niederschrift der mündlichen Tora). Sieben Sakramente (jüdisch: Wochentage). Acht Seligkeiten (jüdisch: Tage bis zur Beschneidung). Neun Chöre der Engel (jüdisch: Monde der Schwangerschaft). Zehn Gebote Gottes (jüdisch und christlich: die zehn Gebote). Elftausend Märtyrer (jüdisch: die elf Sterne in Josephs Traum). Zwölf Apostel Jesu (jüdisch: die Stämme Israels). Die Dreizehn im jüdischen Lied fragt noch nach den Eigenschaften Gottes. Im Oelder Lied wird die Frage nach 13 alten Weibern gestellt.

Vier Strophen also sind jüdisch-christlich, die erste, zweite, dritte und zehnte. Die fünfte und siebte Strophe sind katholisch ausgerichtet; die evangelische Kirche kennt keine Kirchengebote, und statt sieben gibt es dort nur zwei Sakramente. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass die „katholische Fassung“ des Liedes zur Zeit der Gegenreformation entstanden ist.

Die Zahl ‚Elf‘ hat es in sich. Die jüdische Fassung bleibt am Ball, d.h. orientiert sich an der Bibel. Sie erinnert an die elf Sterne in Josephs Traum (Genesis 37,9.). In Oelde werden im Lied 11 000 Märtyrer gepriesen, obwohl es laut Legende ‚nur‘ 10 000 waren (Gedenktag 22. Juni); es sei denn, die Zahl Elf im Oelder Gesang erinnert an die heilige Ursula von Köln, die mit 11 000 (oder waren es doch nur elf?) Gefährtinnen den Märtyrertod erlitt. Die Münster-fassung wiederum mit den törichten Jungfrauen ist zwar biblisch, aber es waren derer fünf, nicht aber elf (Matthäus 25,1-13).

Notgeld von 1921 mit einzigartigem Brauch in Oelde: Mit denselben Liedern und Spielen wie in Münster beim Lambertifest wird in Oelde zu Pfingsten um den Pfingstenkranz getanzt.
Das Oelder Heimathaus im Bau vor ca. 30 Jahren: Stadtbaurat B. Streitberger (l.) und Architekt P. Erdmann bei der Inspektion.

Ziele der Heimatfreunde

Die Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde, die Förderung von Kunst und Kultur, also von heimischem Brauchtum, von Sprache und Musik, von Denkmal-, Landschafts-, Natur und Umweltschutz: Das hat sich der Heimatverein zum Ziel gesetzt. Er versucht, Überliefertes und Neues sinnvoll zu vereinen, zu pflegen und weiterzuentwickeln, um damit Kenntnis der Heimat, Verbundenheit mit ihr und Verantwortung für sie in der Bevölkerung zu wecken, zu erhalten und zu fördern. Und dazu dient auch das Oelder Heimathaus am Lehmwall, vor fast 30 Jahren in Eigenarbeit errichtet.

Für alle die Aufgaben  braucht es viele ehrenamtliche Helfer. Je mehr sich dieser interessanten Aufgabe stellen, desto mehr können wir bieten. Deshalb ist die Pflege einer Homepage wichtig. Sie können uns erreichen über E-Mail hv.oelde@gmx.de oder auch mit einem Besuch im Heimathaus (Lehmwall 7).