Von XAVER WESTHOFF,
bearbeitet und ergänzt von HANS ROCHOL
Im März 2025 wurde Mike Netzler Pfarrer der Oelder St.-Johannes-Pfarrei sowie Gemeinde. Da ist es interessant, einmal festzustellen, der wievielte Pfarrherr er seit dem 8. Jahrhundert in Oelde ist. Die Namen der allerersten Pfarrer sind nicht bekannt. Thetmarus ist der erste Oelder Oberhirte, der 1214 namentlich genannt wird. In der ersten Übersicht der Pfarrer in Oelde, die Pfarrer Thier zum Berge 1912 in der Pfarrchronik festgehalten hat, fehlt sein Name noch, ebenfalls der seiner beiden Nachfolger Josephus (1219) und Hermannus (1314). Pfarrer Adolph Thíer zum Berge (1885-1912) hat dann 1912 in der Pfarrchronik der Johannes-Gemeinde ab Everhard Rölewinck (1382) alle Pfarrer bis ins Jahr 1912 aufgezählt. In der Pfarrchronik erscheinen des Weiteren Bernard Haard, Anton Braukämper und Anton Hartmann. Von Helmut Hortmann, der fast 27 in Oelde als Pfarrer tätig war, bis André Pollmann reicht die spätere Liste, ehe nun Mike Netzler sein Amt antritt. Zählt man zu all den Geistlichen in Oelde seit 1214 auch Kaplan Tiemann hinzu, der zehn Jahre lang in Zeiten des Kulturkampfes die Oelder Kirche geleitet und auf Spur gehalten hat, wird Mike Netzler mithin der 28. Pfarrer der Gemeinde St. Johannes und zugleich der dritte Pfarrer der Pfarrei St. Johannes, die es seit 2012 gibt.

- Stadtchronist X. Westhoff hat die Liste von Pfarrer Thier zum Berge grundgelegt, ergänzt und erweitert. Der Oelder Chronist schreibt: „Bei unseren Forschungen begegneten wir in Urkunden folgenden ehemaligen Oelder Pfarrherren“:
- 1.) 1214 Thetmarus, sacerdos (Priester) de Ulethe. Er leitete mit Wigman, presbiter the Thistede, eine Synode zu Vellern.
- 2.) 1219 Josephus, sacerdos de Ulethe, tritt in einer Urkunde als Zeuge auf, in welcher Meinardus de Modelere mit dem Kloster Marienfeld Güter tauscht. Der Schluss der Urkunde heißt: „stabilitum est hoc Ulethen“, d. h. die Urkunde ist in Oelde aufgenommen worden.
- 3.) 1314 Hermannus, Pfarrer zu Ulethe verkaufte dem Kloster Liesborn eine jährliche Rente von 4 Schilling aus einigen Gütern in Wadersloh.
- 4) 1382 Everhardus Rolevinck, Pfarrer, wird in einer Urkunde des Bischofs Heidenreich von Wulff vom 22.09.1382 über die Erbauung der Paulsburg genannt.
- 5.) 1491 – 1531 Menso Zeyghesynck (auch Zegesinck). Wir fanden ihn in mehreren Originalurkunden des Pfarrarchivs benannt, nämlich u.a.:

- 1496 Abgrenzung der Rechte des Pastors und der Kirche am großen Benningloh.
- 1503 Grundstücksaustausch zwischen Pastorat und dem Schultenhof Woestehoff.
- 1507 Stiftung einer Salve Regina Memorie (Gedenken) durch Jasper von Oer.
- 1522 Hausverkauf an Bernd Runde.
- 1531 Verkauf eines Bauplatzes an Kaplan Jorgen Meygerinck.-
- In die Amtszeit des Pfarrherrn Menso Zeygesynck fallen folgende für Oelde und die Pfarrkirche wichtige Ereignisse:
- 1491 Stiftung der Vicarie Trium Regum (Dreikönige) et Sanctae Annae durch Jaspar von Oer und seine Frau Anna von Hörde, gelegen an der Langen Straße etwa in Höhe der Einfahrt Zur Dicken Linde.
- 1491 Stiftung eines Sakramentshauses für die Pfarrkirche von Jasper von Oer und Anna von Hörde (Haus Geist).
- 1494 Ablassverleihung an die Pfarrkirche und die Klusenkapelle im Deipenbrock.
- 1507 Stiftung einer Salve Regina Memorie (Gedenken) durch Jasper von Oer und seine zweite Frau Sophia.
- 1509 Stiftung des „Geist Armenhauses“ durch Jaspar von Oer. Daraus entwickelte sich das Bernardushaus.
- 1510 Neubau des Turmes sowie des Chores der Pfarrkirche einschließlich Sakramentshaus.
- 1522 Guss der Glocken Maria und Columba.-
Von der Hand des Pfarrers Zeygesynck stammt das älteste Verzeichnis der Einkünfte der Pfarrkirche und Vicarie St. Catharina. Das Vorwort lautet:
„Item dusse wisunge (Nachweisung) des landes, dat tobehorich is Sanct Johannes der kercken tho Olde, is geschehen anno MCCCCXC (1490); unde is geschehen van den kerckherren, van den Tempellers in den tiden, und van sankt Katharinens verwarrer, und van den gemeinen Wibbeldes huiseren to Olde, unde is ein copia avverschriffel (abschriftlich) darr van, welcke dat originall in der kerspells kaisten (Kasten, Kiste) to Olde up dem koir (Chor) vorbemeldt hingeschlotten is.“-
Auch verfasste er eine „Copie ein antzeigunge welck wandages geschein is durch den werdigen Herrn Mensone Zeigesinck pastoir in Olde gewest, uff dat sulbige guet unde erwe genant dat Kranen guit als hir nu nafolget als mer in der kercken kisten gefunden hait: anno Domini MDXVIII (1518), ipso die Joannis ante portam latinam (also am 6.5.) is gewiset dit nah beserewen in dat Chuet, genant der Kranen guit, behorlich in de kercken to Olde.“-


Menso Zegesinck war der Initiator und Hauptakteur eines aus vier Personen bestehenden literarischen Zirkels, der zwischen 1480 und 1530 für die Oelder Gemeinde ein Graduale mit Columba-Sequenz eigenhändig verfasste sowie unterschrieb und in den Initialen farblich gestaltete. Es befindet sich – größtenteils erhalten – im Diözesanarchiv Münster.
Die Pfarrherrenliste von 1890 aus der Hand des Pfarrers Adolph Thier zum Berge, die Westhoff durch „Einzelheiten noch ergänzen“ kann, nennt dann folgende Oelder Pfarrer:
6.) 1531-1580 Johannes Torck, er stammte offenbar aus der gleichnamigen adligen Familie in Vorhelm. Er war fast 50 Jahre Seelenhirte in unserer Heimatstadt. Er war auch Domherr am alten Dom zu Münster. [In Oelde war er der Pfarrer mit der bisher längsten Amtszeit.] – Dieser Pfarrherr war besonders rührig und darauf bedacht, die Pertinentien und Einkünfte der Kirche zusammenzustellen und schriftlich aufzuzeichnen. So verfasste er den „liber redituum ecclesiae Öldensis“ (Einnahmeregister der Oelder Kirche) im Jahre 1565.
Das Vorwort zum „liber redituum“ lautet: „Düsse uptekunghe is gescheihn im jahr ein dusend viefhundert vieve unde sestigh (1565), am awende Martini episcopi.“ – „Der tit pastor gewesen Herr Johann Torck, Canonicus in dem olden Dom, unde Tempellers: Menso Meyer tho Chroninck; Hermann Meyer tho Wittentrop; Hermann Meyer tho Reickemeyger; Henderich Meyer tho Wychart.“ – Darunter ist nachgetragen: „Wein men widder in rechter possession viff oder seß jarren gokomen is, sall ditt Reintheboick in pergamen lathen schriven in rei perpetuam memoriam.“ – Danach ist das „Rentenbuch“ also im Jahre 1565 am Abend des Hl. Bischofs Martinus vom Pastor Torck angelegt worden. Fünf bis sechs Jahre später hat er es zum ewigen Andenken in Pergament schreiben lassen. –
Besonders bedeutsam erscheint uns die erste Beschaffung einer Orgel für die Pfarrkirche. Darüber heißt es in den Ausgaben für 1545/46: „item vor erst . . . dorch datt kerspell ain orgell laten maken, vereinbart is de mester dat to maken 61 daler verdinget unde dem knechte 6 ½ ß (= schilling) und noch 2 ß . ; item noch ledder thon blasebalgen 15 daler 10 ß.“
Sodann wurden unter Pastor Johannes Torck am 13.9.1546 Streitigkeiten zwischen den Kirchenvertretern und dem Pfarrherrn über das große Benningloh beigelegt und in einer Originalurkunde (Pfarrarchiv) die einzelnen Berechtigungen beider Parteien festgesetzt.
7.) 1581-1618 Godefridus Torck, er war der Sohn des Vorigen. – Von ihm stammt das „Verzeichnuß alles waß zu der Wedemhowe oder Pastorath zu Olde gehörigh ist an lande, sande, kempfe (Kamp/Feld), holtzgewachß, hoygewachß (Heu), kornpfacht, renthen und tenden durch Godderten (Godehard) Torck Pastors daselbst verzeichnet anno 1585“ (Diözesanarchiv, Akten A. 9). – In seine Zeit fiel der Stadtbrand 1605 und 1608 der Neubau des Rathauses über dem Rathausbach. [Unter dem Strich: Die Adligen Vater und Sohn Torck haben in Oelde insgesamt 87 Jahre pfarrherrlich gewirkt.]
8.) 1618-1650 Lubertus Kuhlmann. Er kämpfte als „streitbarer Pfarrherr“ um die Grundstücke der ehemaligen Paulsburg. Er veräußerte mehrere Grundstücke aus dem Wedemhof als Bauplätze. So entstand dann die Wedemstraße oder Pastorsstraße (heute Herrenstraße). Kuhlmann war der Oelder Pfarrer in der gesamten Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).


9.) 1651-1661 Johannes Böddeker aus Ahlen. Er legte die Tauf-, Trauungs- und Totenbücher an. Auch überlieferte er uns durch seine Aufzeichnungen wichtige Nachrichten über die Einkünfte der Kirche und Pastorat. Von besonderem Interesse dürfte hier das Vorwort seiner Aufzeichnungen sein: „Renthen und Uffkumbften, auch Lenderey, How, Holtzgewachß und alle Intrades der Pastorat der Parochiall-Kirchen deren Heiligen Joannis Baptistae und Columbae Virginis Martyris in Ölda.“ – „Erstlich ist zu mercken, daß ich Joannes Böddeker itziger Zeit unwürdiger Pastor der Kirchen in Ölda, von meinem Herrn Antecessorn Herrn Luberto Kullmann piae memoriae und desselben Herrn Executoren keine uffrichtige registra und nachrichtungen wegen der Pastorat-Renthen, sondern nuhr allein ein altes verwüstetes houß und darin an houßgerath einen olten Seßelstuoll (Sesselstuhl) mit einem alten Stuhllkußen (Stuhlkissen), einen Haalhaken und zwei gegoßene Brandtraiter von eisen übernommen habe“ . – Das Pastorat muss also damals nach Beendigung des 30-jährigen Krieges einen trostlosen Anblick geboten haben.
10.) 1662 – 1685 Hermann Witfeld. Aus seiner Zeit stammen die unangenehmen Lücken in den Kirchenbüchern.
11.) 1686 – 1710 Theodor Neuhaus. Wir konnten noch nicht ermitteln, ob die Wiege dieses Pfarrherrn auf dem Fürstbischöflichen Hofe Niehues in Keitlinghausen gestanden hat. Immerhin kam zu seiner Zeit (1692) die von Fürstbischof Friedrich Christian Freiherr von Plettenberg gestiftete Glocke in den Turm, die der Hl. Anna und Heiligen Drei Königen geweiht ist.
12.) 1710 – 1732 Ferdinand Adolph Arning. Er hatte Streitigkeiten mit den Fürstbischöflichen Beamten zu Stromborg wegen Grenzfragen der Paulsburg-Grundstücke. Hierzu schrieb Pfarrer Thier zum Berge in der Pfarr-Chronik: „Diese Burg wurde im 14. Jahrhundert vom Bischof Heidenreich von Wulff errichtet, erhielt eine Besatzung zum Schutze der Stadt gegen die Angriffe der Grafen von Rietberg und Rheda. Im Laufe der Zeiten verfiel der Bau, die Besatzung war längst zurückgezogen.“ Die Akten jenes Prozesses, der zu Ungunsten des Pfarrers endete, liegen noch vollständig im Archiv.
Interessanter Hinweis von Westhoff: „Als Anton Schwarze auf dem Grund jener Burg ein neues Ökonomiegebäude errichtete, stieß man auf Kolossalfundamente, Zugbrücke, Befestigungen, Laufgraben. Unter anderem fand man Krüge, Eberzähne, Hirschgeweihe, steinerne Kugeln usw.“ –



13.) 1732 – 1750 Bernard Hinrich Kroes. Während seiner Amtszeit wurde der status animarum aufgestellt. Er stammte (Kroes) aus Münster und war dort am 23.9.1698 in der Liebfrauenkirche getauft worden als Sohn der Eheleute Jobst Cross und Christina geb. Stodtbrock. Er war zuerst Kaplan in Warendorf. Von da kam er nach Oelde. Seinen Haushalt führte Anna Wieschmann. Dazu gehörten 1 Knecht und 2 Mägde.
14.) 1751 – 1793 Gerhard Hinrich Theissen.
15.) 1794 – 1809 Bernard Cremering, er starb am 8.3.1809. Erlebt hat er den Stadtbrand von 1800. (Nordwestteil der Innenstadt.)
16.) 1810 – 1837 Heinrich Schräder, er starb am 23.9.1837 im Alter von 69 Jahren; er war 46 Jahre Priester und „ein sehr einfacher und demütiger Mann, ein besonderer Freund der Kinder.“ Er verlegte 1819 den Friedhof vom Kirchplatz in die östlichen Gärten. Schräder war der erste Pfarrer, der auf dem kleinen neuen Friedhof wie in einem Breedengarten beigesetzt wurde. Sein Grab und fünf andere Priestergräber befinden sich immer noch auf dem Hügel mit dem Kreuz und dem Granitstein darunter, der die Aufschrift trägt: Nie wieder Krieg. Die sechs Grabsteine wurden allerdings vom alten Friedhof zum Priesterhügel auf dem mittleren Friedhofsteil verlegt.
17.) 1838 – 1869 Alexander Joseph Köster, geboren zu Freckenhorst am 28.3.1801. Er war Ritter des „Roten Adlerordens IV. Klasse“. Er konnte ein „streitbarer Pfarrherr“ sein; denn er ließ sich, wie sich aus seinen Eintragungen in der von ihm angelegten Pfarr-Chronik ergibt, „nicht das Moos auf dem Kopfe hacken.“ Zu seiner Zeit leitete der Kirchenvorstand die Vergrößerung der Kirche mit neuem Turm ein. Pfarrer Köster hat die Weihe der vergrößerten Kirche nicht mehr erlebt.
18.) 1870 – 1875 Joseph Tüshaus, er starb am 20.5.1875. Er war kränklich und bekam die Kosten für die Kirchenerweiterung mit Turmbau nicht unter Kontrolle. Wegen des Kulturkampfes (1871-1887) konnte vorerst kein Nachfolger ernannt werden.
19.) 1875-1885 war Pfarrverweser der Kaplan Tiemann. Er weilte rund 25 Jahre in Oelde, war zehn Jahre tätig im Amt als Pfarrverweser und hat den Umbau der Johanneskirche (1863-1863) abgewickelt und die Kosten beglichen. Auch wenn er offiziell kein Pfarrer war, haben ihn sowohl Thier zum Berge als auch Westhoff in die Liste der Oelder Pfarrherren aufgenommen.

20.) 1885-1912 Adolph Thier zum Berge aus Dülmen. [Ergänzung aus der Pfarrchronik St. Johannes: Geboren zu Dülmen 18. Juli 1834 – 1861, 16. März zum Priester geweiht – zuerst Hilfsgeistlicher (1 ½ J.) zu Füchtorf, sodann in Nieder-Elten am Rhein (1863), zuletzt Kaplan und Pfarrverwalter in Zyfflich am linken Rheinufer -. Er war ein besonders feiner und vornehmer Mann. Er erfreute die Gemeinde durch seine herrliche Tenorstimme im Hochamt und durch seine kurzen Predigten. Als Pennäler und Student hat der Verfasser dieser Zeilen [X. Westhoff] manch angenehmen Sonntagsfrühschoppentrunk mit dicker Festtagszigarre bei dem ehrwürdigen Pastor und Freund der studierenden Jugend eingenommen. Im Auftrag von Adolph Thier zum Berge 1886 baute der Münsteraner Architekt Wilhelm Rincklake, der später auch die Wadersloher Kirche errichtete, ein neues Pastorat. – Soweit liegt die Pfarrherrenliste nun vor; die Pfarrer Haard, Braukämper und Hartmann haben sie weitergeführt.
X. Westhoff fasst die Eintragungen zusammen. – Nachfolger des Pfarrers Thier zum Berge wurden:
21.) 1912-1938 Bernard Haard aus Lehr bei Schöppingen. Er starb am 27.6.1938. In der Pfarrchronik hat sein Nachfolger ihm folgenden Nachruf gewidmet: „Bernard Haard war am 27.6.1938 infolge Brustkrebs gestorben. Am 1.10.1937 hatte er sein silbernes Ortsjubiläum feiern können. – Da er großes Kunstinteresse hatte, hat er besonders viel für die künstlerische Ausstattung der Pfarrkirche geleistet (Monstranz, Paramente, romanisches Vortragekreuz, romanisches Wandkreuz aus dem 13. Jahrhundert, Orgelumbau, mehrere Fenster, Sakristei, Schmerzensmann, Krippe, Kommunionbank, Marienkronleuchter u.a.m.).

– Auch die Anlage des kirchlichen Friedhofes und die Instandsetzung des Kirchplatzes sind sein Werk . – Sodann war er für die Ausstattung des Pfarrhauses besorgt: Saal, Bischofszimmer, Park. Man darf die Pastorat als eine der schönsten im Münsterlande bezeichnen . – Als Mensch war Pfarrer Haard ein großer Naturfreund; er liebte die Jagd und den Fischfang. Seine Jagdsammlung wurde von der Stadt für die Volksschule übernommen. Zwar war es ihm nicht so sehr gegeben, ins einfache Volk hinabzusteigen, umso mehr hatte er Fühlung mit den besser situierten Kreisen. Die Gemeinde wird ihm ein treues Andenken bewahren.“
22.) 1938-1953. Anton Braukämper aus Borbeck. Ab 25. 9. 1935 wirkte in unserer Heimatstadt der Pfarrer Anton Braukämper, geboren am 13. 6. 1887 zu Borbeck. Er saß mit dem Verfasser dieser Zeilen vier Jahre auf den Bänken des Gymnasium Petrinum zu Dorsten, das wir im Februar 1908 mit dem Abitur verließen. Nach 30 Jahren übernahm er die pfarrherrliche Leitung und Betreuung der Windhuker Böcke, Schafe und Lämmer. Möge ihm noch ein recht langes und segensreiches Wirken im alten Ulithi beschieden sein. – Dieser Wunsch ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Als Pfarrer Braukämper am 26.2.1953 in erhebender und feierlicher Weise die Beerdigung der 88jährigen Mutter des Verfassers dieser Heimatgeschichte, Frau Witwe Justizrat Westhoff, Juliane geb. Hobbeling, vornahm und das übliche Gebet für den aus der Trauergemeinde Zuerst-Versterbenden sprach, ahnten er selbst und die Trauernden nicht, daß man ihn schon so bald nach dieser Trauerfeier noch vor Abhaltung des Sechswochenseelenamtes zur letzten Ruhe betten würde. Am Ostermontag, dem 6. April 1953, war sein Leben vollendet.
Die Pfarrgemeinde, seine Angehörigen und Freunde traf überraschend die Trauerbotschaft: „Der Auferstandene rief heute, am Ostermontag, um 20.20 Uhr seinen treuen Diener, unseren lieben Bruder, den Hochwürdigen Herrn Anton Braukämper, Pfarrer an St. Johannes Baptista in Oelde, Definitor des Dekanates Beckum, in die Herrlichkeit seines Ewigen Osterfriedens. Der Verstorbene stand im 66. Lebensjahre, im 41. seines Priestertums. Er wirkte in Werne, Bocholt, Goch und seit 1938 als Pfarrer in Oelde, bis eine kurze, schwere Krankheit ihn aus seinem segensreichen Wirken riss.“ Pfarrer Braukämper hatte eine schwierige Zeit zu bewältigen, wurde von den Nazis scharf beobachtet. Doch er half, wo er nur konnte.
Zum Schluss der Beisetzung verabschiedete Dechant Schmedding aus Benteler den verstorbenen Pfarrer mit den Worten: „Wir haben einen guten Mann begraben, doch uns war er mehr.“ –
Auch dem Verfasser dieser Heimatgeschichte war Pfarrer Anton Braukämper mehr, nämlich ein Jugendfreund. Von Ostern 1904 bis zum 20.2.1903 saßen mir auf dem Gymnasium Petrinum zu Dorsten auf den gleichen Bänken der Klassen Secunda und Prima. Während dieser Jahre hatten wir uns sehr angefreundet und alle Freuden und Leiden der Pennälerzeit gemeinsam durchlebt, und durch Ablegung des Abiturs glücklich überstanden. Diese schönen Jugendjahre weckten in uns erfreuliche und oft belachte Erinnerungen, wenn wir uns zu Skatabenden mit den Herren Kaplänen Herding und Austrup in der Pastorat zusammenfanden. Möge der gütige Herrgott den guten Mann und Wohltäter, den wohlmeinenden Pfarrherrn mit der Krone des ewigen Lebens belohnen.
Bei all diesen Nachrufen fällt auf, dass eine seiner wichtigsten Leistungen für Oelde gar nicht erwähnt wird. Schließlich war er Initiator und Betreiber einer von St. Johannes abgepfarrten neuen Gemeinde. Er legte am 25. Mai 1952 den Grundstein für die St.-Joseph-Kirche und schuf damit eine Einheit, die insbesondere den Flüchtlingen und Vertriebenen eine neue kirchliche Mitte bot. Die Weihe „seiner“ Kirche im September 1953 hat er nicht mehr erlebt.

23.) 1953-1976 Anton Hartmann aus Münster. Braukämpers Nachfolger wurde der Hochwürdige Herr Kaplan Anton Hartmann. Geboren am 30.8.1904 zu Münster/Westf., absolvierte er das Gymnasium Paulinum daselbst. Er widmete sich dem Studium der Theologie in Münster und in Innsbruck. Am 9.8.1931 empfing er im Hohen Dom zu Münster die Heilige Priesterweihe. Er war dann als Kaplan tätig in Rheine an St. Elisabeth, in Duisburg-Hamborn an St. Peter und St. Barbara, sowie in Warendorf an St. Laurentius. .
Am 3.9.1953 erfolgte seine Einführung als Pfarrer von Oelde.“ Unter Pfarrer Anton Hartmann wurden in der Kirche umfangreiche bauliche Änderungen vorgenommen und ein Anbau errichtet (Marienkapelle)

Des Weiteren ist zu nennen:
24.) 1976 – 2003 Helmut Hortmann. Helmut Hortmann, am 10. April 1938 in Warendorf geboren, hat von 1976 bis 2003 als Pfarrer und Dechant an St. Johannes in Oelde segensreich gewirkt, Akzente gesetzt und Spuren hinterlassen, vom nützlichen und für den Zusammenhalt der Pfarrgemeinde wichtigen Paulusheim und des Weiteren vom Kirchengarten mit Glockenweihe bis hin zu seinem unermüdlichen Engagement für das Krankenhaus, nicht zu vergessen die Neugestaltung der Kirche und des Chores mit neuem Altar und neuer Orgel in einer Struktur, die Altes mit Neuem verbindet. Er konnte mit der Jugend ebenso wie mit den Senioren. Unvergessen ist sein partnerschaftliches Engagement für eine Gemeinde in Sao Paulo Brasilien. Am Gymnasium Laurentianum Warendorf hat er 1959 das Abitur gemacht.

„Das Studium in Münster war für mich dann etwas ganz Besonderes. Ich hatte erstmals ein eigenes Zimmer, konnte mich zudem in der Bibliothek bedienen. Zu Hause gab es keine Bücher“, erinnert er sich. Während des Studiums lernte Hortmann Prof. Karl Rahner und Prof. Josef Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) kennen.
1965 wurde er im Dom zu Münster von Bischof Dr. Josef Höffner, dem späteren Kölner Kardinal, zum Priester geweiht. Den jungen Priester führten Stationen nach Emsdetten, Münster, Duisburg-Homberg und Sendenhorst. 1976 begann das Kapitel Oelde. Als emeritierter Pfarrer lebt er in Freckenhorst.- Ihm folgten im 21. Jahrhundert:

25.) 2003 – 2010 Karl Rieger. Karl Josef Rieger, Jahrgang 1960, stammt aus Ahlen-Vorhelm. 1992 Priesterweihe in Münster. Nach verschiedenen Stationen (u.a. Delmenhorst, Voerde, Schapdetten, Nottuln, Goch) als Kaplan und Vikar wurde er 2003 Pfarrer in Oelde. 2010 wechselte er als Pfarrer nach Kamp-Lintfort. 2018 zog es ihn nach Amerika, wo er die deutschsprachige katholische Gemeinde in Washington, D.C., leitete. Seit 2023 ist er Pfarrer in Ostbevern.
26.) 2010 – 2022 Karl Kemper. – Karl-Hermann Kemper wurde 1966 in Recklinghausen geboren. 1985 Abitur, Studium in Münster und Innsbruck. 1991 Diakonat in Bockum-Hövel. 1992 Priesterweihe in Münster, von 1992 bis 2010 Kaplan in Bocholt und Geldern und Pfarrer in Ennigerloh. Er wurde 2012 der erste Pfarrer der aus fünf Gemeinden neu gebildeten Pfarrei St. Johannes Oelde. Seit 2022 tätig in Recklinghausen.
27.) 2022 – 2024 André Pollmann. – Pollmann, gebürtig aus Gütersloh. Stationen: 2004 Priesterweihe; Kaplan in St. Dionysius in Nordwalde. 2008 Subregens am Bischöflichen Priesterseminar Borromaeum und zugleich Domvikar in Münster. 2012 Studentenpfarrer, Rektor der Petrikirche. 2017 Pfarrer der Halterner Pfarrei St. Sixtus, 2019 nach Harsewinkel, 2022 nach Oelde. In Oelde Pfarrer mit bisher kürzester Amtszeit.
Zum Bild: Es zeigt das jüngste Kirchenfenster in St. Johannes, erarbeitet und eingesetzt in der Zeit, als Pfarrer Rieger Pfarrer in Oelde war. Dargestellt sind über dem Eingang vom Kirchenraum zur Marienkapelle unen im Fenster der heilge Apostel Judas Thaddäus, darüber in der Mitte Schwester Petra und oben die heilige Columba, Mitpatronin in Oelde.
Noch eine Anmerkung: In der Reihe der Oelder Pfarrer sollen die Pfarrer der Gemeinde St. Joseph nicht vergesen werden. Es waren: Eugen Streil (1954-1968), Reiner Arens (1968-2001) und Ludger Schlotmann (2001-2010). Stromberg, Lette und Sünninghausen sind hier nicht berücksichtigt, können aber gegebenenfalls nachgetragen werden.
Als 28. Pfarrer hat Mike Netzler am 8. März 2025 sein Amt als Pfarrer in St. Johannes Oelde angetreten.